Das Wasser kocht schon nach wenigen Minuten. Schnell ziehe ich den Kopf zurück, als ein Windstoß in den Ofen fährt und die Flammen auflodern lässt. Mathias hat sich schon häufiger den Bart versengt und abgebrannte Haare sind definitiv eine Vanlife-Erfahrung, die ich nicht machen muss. Der hat ganz schön Power, denke ich, füttere den Ofen aber trotzdem weiter mit kleinen Zweigen.
Seit ein paar Tagen sind wir zu dritt unterwegs. Im Gegensatz zu anderen Vanlifern bedeutet das bei uns aber nicht, dass wir ein Hundebaby adoptiert haben, das fortan mit uns durch Europa reist. Sondern wir haben letzte Woche in Helsinki den Rest unseres – ohnehin sehr schmalen – Monatsbudgets in einen sogenannten „hobo stove“ investiert. Ein kleiner, zusammenklappbarer Holzofen aus Metall, der sich perfekt in unser Bücherregal schieben lässt und hoffentlich in den nächsten Monaten unser Energieproblem löst. In den letzten Tagen ist er jedenfalls bereits zu einem unverzichtbaren Reisegefährten geworden.
Schließlich wollen wir den Herbst und Winter in Skandinavien verbringen – bei Minusgraden und wenig Licht. Bisher haben wir immer mit Gas gekocht oder mühevoll ein großes Lagerfeuer entzündet. Wie alles andere sind die Gaskartuschen für unseren Kocher in Skandinavien allerdings unglaublich teuer und Lagerfeuer machen dauert häufig so lang, dass wir eigentlich schon anfangen müssten, bevor wir Hunger bekommen. Der kleine Hobo dagegen frisst nur trockenes Holz, das, zumindest jetzt noch, überall ausreichend und umsonst verfügbar ist und ist in wenigen Sekunden von Null auf Hundert. Zu unserem Tagesablauf addiert das allerdings die Aufgabe, kleine, trockene Äste zu sammeln und in handlange Stücke zu brechen. Davon fahren wir seit neustem immer einen kleinen Sack voll mit uns herum (als wäre der Bus nicht schon beladen genug).
Außerdem können wir, obwohl wir den „big angry stove“, die größte verfügbare Variante, genommen haben, immer nur einen Topf erhitzen. Nudeln oder Soße: Eins von beidem wird immer kalt.
Aber während ich im Sand knie und dem Hobo einen Zweig nach dem anderen in sein gefräßiges Maul schiebe, rauscht hinter mir die finnische Ostsee. Mathias ist gerade dabei, den Tisch vom Dach zu schrauben, die Stühle unter dem Schrank hervor zu ziehen und alles am Strand aufzustellen. Beim Essen werden wir aufs Meer schauen und uns trotz allem unglaublich privilegiert fühlen, während wir unsere kalte Pasta kauen.
Nur einen gravierenden Nachteil hat der Hobo: Die Glut reicht selten zum Marshmallows rösten.